Belastende Gefühle & Gedanken

Freude zeigt uns an, was oder wer uns guttut.

Wenn wir zum Beispiel mit Freunden zusammen sind und wir dabei Freude empfinden, sagt uns das Gefühl, dass uns diese Menschen guttun – und es motiviert uns dazu, sie wiederzusehen.

Auch Ärger weist uns auf unsere Bedürfnisse hin: Denn Ärger entsteht, wenn unsere Bedürfnisse oder die von anderen verletzt werden, uns jemand daran hindert, unser Ziel zu verfolgen oder wir uns unfair behandelt fühlen.

Wenn wir zum Beispiel während der Pflege oft gereizt sind, kann das auf unser Bedürfnis nach Entlastung und Unterstützung hinweisen. Wenn wir einem Menschen gegenüber Ärger verspüren, kann das ein Zeichen dafür sein, dass wir uns nicht verstanden oder nicht gesehen fühlen. Wenn wir uns über uns selbst ärgern, steht dahinter oft das Bedürfnis, unserem Anspruch gerecht werden zu wollen.

Ärger oder Wut kann uns aber auch motivieren, die Situation besser an unsere Bedürfnisse anzupassen – oder uns selbst besser an die Situation. Wenn wir uns zum Beispiel klar gemacht haben, dass unsere Wut aufgrund einer Überlastung entsteht und weil keiner hilft, kann uns das motivieren, uns anderen mitzuteilen und zu überlegen, wie wir uns mehr Erholung und Unterstützung verschaffen können.

Oft ist großer Ärger oder Wut auch ein stellvertretendes Gefühl für ein anderes, zum Beispiel für Trauer oder Hilflosigkeit, die wir nicht spüren oder mit denen wir uns nicht auseinandersetzen wollen.

Trauer zeigt uns, dass wir eine schwierige Situation verarbeiten müssen (z. B. einen Abschied). Sie hilft uns, den Abschied mit der Zeit anzunehmen und loszulassen – so dass wir uns später wieder auf etwas Neues einlassen können.

Angst zeigt uns, dass wir eine Situation als bedrohlich einschätzen oder fürchten, ihr nicht gewachsen zu sein.

Je nach Situation, kann es zu unterschiedlichen Reaktionen kommen: Werden wir körperlich bedroht, werden wir die Situation vermeiden, uns Hilfe holen oder uns verteidigen. Sehen wir uns in unserem seelischen Gleichgewicht bedroht (z. B. bei Angst vor einer Erkrankung), motiviert uns das Gefühl dazu, unser Gleichgewicht wiederherzustellen (z. B. uns durch einen Arztbesuch Klarheit zu verschaffen oder sich durch ein Gespräch zu entlasten). Man kann der Angst aber auch entgegentreten, indem man sich besonders gut auf die gefürchtete Situation vorbereitet.

Scham ist ein sehr soziales Gefühl und hat damit zu tun, wie uns unsere Umwelt bewertet – beziehungsweise, wie wir glauben, bewertet zu werden. Deswegen bringt uns Scham dazu, uns an Normen oder Erwartungen halten, zum Beispiel, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten, was man leisten oder wie man aussehen soll. Die Angst vor der Scham verhindert in der Regel, dass wir uns "daneben benehmen" und riskieren, ausgeschlossen zu werden. Denn wer sich schämt, muss befürchten, nicht dazuzugehören. Wer sich schämt, kann aber auch meist mit Mitleid rechnen.

Schuld empfinden wir, wenn wir einen Fehler gemacht haben, zum Beispiel, wenn wir uns anderen gegenüber ungerecht verhalten haben. Dadurch, dass wir uns schuldig fühlen, entsteht aber meist auch das Bedürfnis, einen Schaden oder Fehler wiedergutzumachen. Ebenso wie Scham motiviert uns also auch Schuld dazu, mit anderen Menschen zurechtzukommen.

Durch Mitgefühl nehmen wir Anteil an den Gefühlen unserer Mitmenschen und schaffen dadurch eine enge Verbindung. Mitgefühl hilft uns also, enge Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten.